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Jeder weiß, er wird gebraucht

Aus dem Gelnhäuser Tageblatt, Juli 2014


INTEGRATION: Seit sechs Jahren unterstützt eine Außenarbeitsgruppe die Heinzelmännchen im Forum Gelnhausen

© redDennis Mell, Jacqueline Pirone und Philipp Zesewitz (von links) haben viel Spaß bei der Arbeit.

„Ich bin ein Profi“, sagt Dominik Sporowski stolz. Ja, das ist er. In einem wahnsinnigen Tempo hackt der ebenso große wie gutmütige Mann Kräuter. Er schaut nicht hin, was seine Hände mit dem beeindruckenden Messer tun, er lächelt lieber in die Fotokamera. Profis sind sie alle, Dominik Sporowski und seine acht Kollegen, die auf so genannten Außenarbeitsplätzen in der Kantine im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen beschäftigt sind.

Vor rund sechs Jahren wurden die Außenarbeitsplätze vom Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK) in der von den Heinzelmännchen, dem eigenen Tochterunternehmen, betriebenen Kantine eingerichtet. Diese Stellen sollen Menschen, die eine geistige oder körperliche Behinderung haben oder psychisch erkrankt sind, die Möglichkeit geben, sich auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erproben. Wer wäre ein besserer Partner dafür, als die Heinzelmännchen, die als Integrationsbetrieb 50 Prozent Mitarbeiter mit und 50 Prozent ohne Behinderung beschäftigen. „Vor sechs Jahren haben hier fünf Mitarbeiter auf den Außenarbeitsplätzen begonnen“, berichtet Gruppenleiterin Birgit Emmel. „Mittlerweile hat sich die Arbeit und damit auch die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt.“ Die Gruppe stellt damit fast die Hälfte der 20 Personen, die in der Kantine tätig sind.

Die Mischung von Menschen mit und ohne Handicap sei für beide Seiten sehr lehrreich, sagt Nicole Eichler, Gastronomieleiterin des Forums. Die Behinderung der Mitarbeiter stehe nicht im Vordergrund. „Wir sind alle ein Team“, so Birgit Emmel. „Eine Gemeinschaft, die einen trägt. Jeder gibt hier sein Bestes.“ Und das sieht man. Gerade sind Coskum Anik, Philipp Zesewitz, Jaqueline Pirone und Dennis Mell in der Spülküche zu Gange. Zügig, präzise und mit viel Spaß gehen dort die Arbeitsschritte Hand in Hand. Dennis Mell ist erst seit Kurzem hier; er absolviert zurzeit im Rahmen des Berufsbildungsbereichs des BWMK ein mehrmonatiges Praktikum zur Berufsfindung im Forum.

Keine Kellerasseln

„Das ist eine schöne Arbeit hier“, sagt seine Kollegin Jaqueline Pirone, die seit 2012 in der Kantine arbeitet und vorher in der Barbarossa-Werkstatt in Altenhaßlau beschäftigt war. Sie putze auch gerne oder fahre Speisen mit dem Schiebewagen nach oben. „Oben“ ist die Kantine des Forums, die die Mitarbeiter über einen Aufzug erreichen, sie selbst wirken für die Kantinenbesucher fast unsichtbar im Keller des Gebäudes – eben wie Heinzelmännchen. „Wir sind hier aber nicht die Kellerasseln“, sagt die Gruppenleiterin lachend. „Wir sind sichtbar und werden von den Kunden wahrgenommen.“

An der Wand im Flur ist eine Liste aufgehängt. „Dokumentation Spülküche“ steht darauf. Hier findet jeder der Mitarbeiter seinen Namen wieder und die Aufgabe, die er an jedem Wochentag übernehmen soll. „Beispielsweise haben wir feste Tage, an denen die Gruppe Böden reinigt“, sagt Lilli Kopi, die mit Mitarbeitern arbeitet. „Da wissen sie schon genau, was zu tun ist.“ Vor allem die Spülküche ist der Einsatzort für die Außenarbeitsgruppe. Sie bestücken die Spülmaschine, spülen vor, kümmern sich um die Blumendekoration der Tische, trocknen ab, sortieren Wäsche und räumen die Geschirrwagen ab. Außerdem bringen sie die Speisen in die Kantine, belegen Brötchen und wenn es die Zeit erlaubt, assistieren sie auch beim Kochen. Zwei Mitarbeiter arbeiten auch regelmäßig am Computer und erstellen die Menüvorschau, so dass die Kunden direkt am Eingang der Kantine sehen können, was es heute zu essen gibt.

„Sie haben hier sehr viele Möglichkeiten und können selbstständig arbeiten“, sagt die Gruppenleiterin. Entsprechend gut kommt die Arbeit bei den Beschäftigten an. „Mir gefällt die Arbeit sehr, sehr gut“, sagt Bianca Seeger. „Nur manchmal ist es etwas viel.“ Immerhin müssen die Heinzelmännchen täglich 400 Essen vorbereiten und zusätzlich die Verpflegung für Sitzungen und Veranstaltungen koordinieren. Deshalb sei die Arbeit hier auch anspruchsvoll. „Unser Kunde ist der Kreis und im Vertrag steht, was wir leisten müssen, da kann es auch mal stressig werden“, sagt Nicole Eichler. Dieser Anspruch habe aber auch die Entwicklung der Mitarbeiter mit Behinderung gefördert. „Sie haben alle große Schritte gemacht seit sie hier sind.“ Und weil jeder wisse, wie wichtig die Arbeit sei, hätten die Ausfälle stark abgenommen. „Jeder weiß, er wird gebraucht“, so Birgit Emmel.

 

Wir danken dem Gießener Anzeiger für das Veröffentlichungsrecht dieses Artikels.

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Unsere Zeit steht unter der Zusage,
dass mitten im Dunkel der Welt Hoffnung aufscheint.

(Ulrike Scherf)

Ulrike Scherf

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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